Der Verein „Alt Wimpfen“ ist stets bemüht, bei seinen Tagesfahrten und Studienreisen seinen Mitgliedern und historisch Interessierten Orte näherzubringen, die eine geschichtliche Verbindung zu Wimpfen haben. Und da auch bei uns archäologische Funde ausgegraben wurden, die den Kelten zugeschrieben werden können und heute im Historischen Museum im Steinhaus ausgestellt sind, und Luftaufnahmen auf dem Altenberg eine keltische Anlage vermuten lassen, führte die diesjährige Herbstfahrt unter anderem in das Keltenmuseum nach Hochdorf.
Die Kelten haben es wohl bewusst vermieden, ihre gesellschaftlichen und religiösen Traditionen schriftlich festzuhalten, sodass wir heute das meiste Wissen über sie aus archäologischen Funden und Schriften anderer Völker, die mit ihnen in Kontakt waren, beziehen. Auch waren die Kelten keine eigene Volksgruppe, sondern vielmehr viele verschiedene Stämme, deren Lebensraum sich von Nordspanien bis Böhmen erstreckte und später, dank der Expansion des Römischen Reiches, in den Norden Richtung Irland verlagerte. Die meisten von uns haben, vielleicht ohne es zu wissen, den ersten Kontakt zu den Kelten durch Asterix und Obelisk gehabt, da auch die Gallier einer jener keltischen Stämme war, die Caesar überaus erbitterten Widerstand geleistet haben.
Herzstück des 1991 eröffneten Keltenmuseums sind die Funde aus einer weitgehend intakten Grabkammer, die bei Ausgrabungen in den 1970er Jahren gefunden wurden. Der dort vor 2500 Jahren bestattete Mann wird als „Keltenfürst von Hochdorf“ bezeichnet, und die üppigen und prunkvollen Grabbeigaben verdeutlichen, dass er ein sehr hohes Ansehen genossen haben muss. Die Zahl 8 scheint eine große Rolle im Leben des Fürsten gespielt zu haben, denn sie findet sich immer wieder in der rekonstruierten Kammer, die, von schweren Holzbalken gestützt, Herzstück des einstigen Grabhügels war. So finden sich acht Trinkhörner und die Liege des Toten steht auf acht Füßen in Form verzierter Frauenfiguren. Von den hochentwickelten handwerklichen Fähigkeiten der Kelten zeugt ein großes Gefäß, das 450 Liter Met fasste und aus so dünnwandigem Gold hergestellt war, dass es selbst heutigen Firmen nur schwer möglich ist, es nachzubilden.
Die Ausstellung setzt sich im Freien fort, wo ein kleines keltisches Gehöft nachgebaut ist, in deren Mitte ein Garten liegt, von dem aus sich der Duft von Lavendel, Liebstöckel und anderen Kräutern verbreitet. Die Zeit verfliegt und wir hätten den Ausführungen noch sehr viel länger zuhören können, aber wir wollen den Tag dort beschließen, wo der Ausflug am frühen Morgen begonnen hatte: in Markgröningen.
Diese Stadt, heute vor allem bekannt durch den alljährlich stattfindenden Schäferlauf, weist zahlreiche Anknüpfungspunkte zu Wimpfen auf: Der eindrucksvolle spätmittelalterliche Stadtkern mit seinem prunkvollen Rathaus, dessen Dach eine außergewöhnliche Uhr mit Mondphasen ziert, oder die gotische Bartholomäuskirche, in deren Inneren ein Fresko des Jüngsten Gerichts und ein reich verziertes Chorgestühl zu finden sind.
Auch in Markgröningen haben wir eine sehr fundierte Führung durch die frühere Stadtarchivarin, die uns mit ins ehemalige Heilig-Geist-Spital nimmt. Das Wimpfener Pendant ist älter und ob es Verbindungen zwischen den beiden Spitälern gab, ist nicht nachzuweisen, aber es ist denkbar, dass Brüder des Heilig-Geist-Ordens aus Wimpfen bei der Gründung des Markgröninger Spitals 1297 beteiligt waren. Unter dem ehemaligen Spitalmeister Betz, dessen Wappen ein Bär ziert und uns an zahlreichen Stellen in der Altstadt immer wieder begegnet, wurden im 16. Jahrhundert der Turm und die Sakristei angebaut. Das Besondere im Inneren der Spitalkirche sind Reste von Fresken, die Beginen bei der Ausübung ihrer Arbeit zeigen. Auch in Wimpfen gab es einst ein Haus für Beginen, Frauen, die sich einem Leben in Armut und Buße verschrieben und sich der Pflege von Kranken und Bedürftigen widmeten.
Und so sitzen die Vereinsmitglieder am späten Nachmittag auf dem Rathausplatz, Blick auf die schönen Fachwerkhäuser, bei angeregten Gesprächen und erfrischenden Eisbechern, und können auf einen ereignisreichen Tag zurückblicken.
Auch im kommenden Jahr wird der Verein „Alt Wimpfen“ wieder Tagesfahrten unternehmen. Nähere Informationen dazu werden wir im Vereinskalender oder auf Instagram alt_wimpfen veröffentlichen.